über die Bilder
In der Geschichte der abendländischen Kunst ist die Landschaft relativ spät zum autonomen und geschätzten
Bildgegenstand geworden, Landschaft nicht als Vedute sondern als Metapher und Projektion des Gefühls, als
abstrakter Ausdruck des Sublimen, als Form. Genre- und Historienmalerei, das Portrait, allegorische und
symbolische Darstellungen enthielten die Landschaft nur im Detail als Hintergrund des Bildes. Erst seit Claude
Lorraines Klassischen Landschaften, in denen das mythologische oder biblische Geschehen in der Natur verschwindet,
wurde die Landschaft, insbesondere die italienische Landschaft Thema. Bis hin zu Peiffer-Watenphul, Purrmann
oder Gilles artikulierte sich die Landschaft deutscher Maler für den Süden, das Land, in dem die Zitronen blühen, in
zahllosen Bildern. Die italienische Landschaft wurde nicht nur ihrer Harmonie wegen gerühmt, sondern weil jedes
Stück von ihr kultivierte, bearbeitete, gepflegte Natur ist, Natur zur Kultur wird.
Für Legath ist nicht die weite Landschaft mit ihren Zypressen und die Hügel krönenden Villen und der ewig blaue
Himmel attraktiv, sondern eher die Kargheit der Crete Senese oder die sardische spröde Landschaft mit ihren
Brandspuren.
Seine Landschaften, schnell notiert in Zeichnungen vor Ort, später im Studio übersetzt und entwickelt, langsam auf
Grundierungen entstehend, haben eher mit den Karstlandschaften Istriens oder dene Friauls zu tun wie wir sie von
den Bildern Zoran Musics kennen. Sie sind mit den monochromen Landschaften Giorgio Morandis verwandt, wie
denen des Spaniers Hernandez Pijuan, aber auch der in Mexiko das Licht und die Strukturen studierenden
Agnes Martin.
Legath interessiert sich für die von Menschen realisierten Strukturen und Spuren in der Natur. Was für Pijuan die
abgeernteten Felder Kataloniens waren, ihre Strukturen wie auch die Wellenbewegungen des Korns und das Rotbraun
als dominierende Erfahrung einer weitgehend monochromen Landschaft, was für Martin das Licht und die linearen
Elemente der Wüste waren, sind für Legath die vom Menschen produzierten Erscheinungsformen der Landschaft,
die seriellen Brandspuren, Felder und Terassierungen, so wie ihn auch das sich wandelnde Verhältnis von Himmel und
Erde, ein altes Thema der Landschaftsmalerei interessiert.
Die Erde ist in ein ständig vom Grau mitbestimmtes Braun getaucht, die Himmel fahl und keineswegs von hell
leuchtendem Blau. Legaths Bilder tendieren zur Monochromie.
Die Natur, die konkrete Landschaft ist Ausgangspunkt für sein Abenteuer der Farbe. Als zusätzliches Gestaltungsmittel
mengt der Künstler der Farbmasse feinen Sand bei, der dazu verhilft, dass das Bild ein Relief erhält, ja auch dass die
feinen Kristalle im Sand das Licht reflektieren.
Fast tautologisch ließe sich argumentieren, dass das Bild, das vom Sand erzählt aus Sand entstanden ist.
Für Morandi hatte die Landschaft wie das Stillleben etwas von der toten Natur des letzteren.
Legaths Bilder gehen von konkreten Erfahrungen aus. Aus dieser Erfahrung resultiert - und hier ist auch die
Entfernung vom ursprünglichen Bildgegenstand wesentlich - eine eigene unverkennbare Bildsprache, die einen
wesentlichen Beitrag zu Landschaftsmalerei heute darstellt.
Peter Weiermair